Monat: Januar 2015

Ukrain-Prozess

In Wien findet heute der Prozess um das vermeintliche Wundermittel Ukrain statt. Der Chemiker Wassil Nowicky hat Ukrain als Mittel gegen Krebs vermarktet. Er wurde im September 2012 bei einer Hausdurchsuchung festgenommen, dabei wurden 200.000 Ampullen Ukrain sichergestellt.

Der ukrainische Chemiker soll ein Mittel gegen Krebs verkauft haben, wobei die angeblich heilende Wirkung des Präparats laut Anklage durch keine anerkannte Studie belegt ist. Die Staatsanwaltschaft sieht in dem 77-Jährigen daher einen Scharlatan. In dem Verfahren ist ein Schaden von 1,1 Millionen Euro inkriminiert. Das unter der Bezeichnung „Ukrain“ vertriebene Mittel kostete pro Ampulle 77 Euro. Für die Angeklagten geht es bei Schuldsprüchen um bis zu zehn Jahre Haft.

Der Vorwurf lautet auf schweren gewerbsmäßigen Betrug. Ein Urteil wurde ursprünglich für Mittwoch erwartet. Der Kurier und Vienna Online berichteten vom Prozess. Die Verhandlung wurde laut Tiroler Tageszeitung zur ergänzenden Beweisaufnahme auf den 4. März vertagt.

Nachlese:

Pyramidensystem: My Advertising Pays

Ähnlich zu Multi-Level-Marketing-Vertrieben arbeiten sogenannte Schneeball- oder Pyramidensysteme. Hier geht es vorrangig nicht um einen Produktverkauf, sondern um das Anwerben neuer Teilnehmer. Zum Funktionieren wird eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigt, die Geld in das System investieren.

Derzeit macht ein System namens „My Advertising Pays“ die Runde. Dabei wird ein stabiles und sicheres Einkommen versprochen. Alles was man dafür tun muss ist 10 Werbungen am Tag anzuklicken.

Merkmale eines Pyramidensystems

Es weist deutliche Merkmale eines Pyramidensystems auf:

  • Zuerst muss man Geld investieren, um teilnehmen zu können. Mit dem Erwerb eines Credit Packs um 50$ kann man 60$ erwirtschaften. Warum muss man Geld einzahlen? Es könnte doch einfach der Gewinn von 10$ ausbezahlt werden. Man kann bis zu 1.200 dieser Credit Packs erwerben, also 60.000$ investieren.
  • Die Finanzierung des Gewinns ist fragwürdig. Warum sollten Werbetreibende Klicks von Teilnehmern teuer vergüten, die gar nicht an den beworbenen Produkten oder Dienstleistungen interessiert sind? Es scheint, dass die Gewinne durch die Investitionen der nachrückenden Teilnehmer finanziert werden. Das geht aber nur gut, solange genügend neue einsteigen oder die bestehenden Teilnehmer ihre Investitionen erhöhen.
  • Nicht nur für geklickte Werbebanner, auch für Rekrutierung neuer Mitglieder gibt es eine Prämie. Man kann sogar an geworbenen Mitgliedern mitverdienen, ohne selbst klicken zu müssen und mit einer Einzahlung ein Risiko einzugehen. So wundert es nicht, dass in Foren und Sozialen Netzwerken dafür geworben wird. Denn das sorgt für Nachschub an frischem Geld.
  • Gut durchdachte Schneeballsysteme wachsen langsam, bis sie kollabieren. Das ist auch hier der Fall. Der Zeitbedarf pro Tag ist gering, allerdings es dauert damit eine gewisse Zeit, bis man seine Investition und die Prämie gutgeschrieben bekommt.

Bei MAP sollten die Alarmglocken also längst schrillen! Weitere Informationen geben uns noch tiefere Einblicke in das System:

  • Gebühren, zweckgebundene Anteile und lange Laufzeiten sollen sicherstellen, dass das einbezahlte Geld nicht entnommen wird. Versprechen auf höhere Gewinne bei Reinvestition sorgen dafür, dass die Investitionen im System gebunden bleiben und sogar noch Geld für noch mehr Credit Packs nachgeschossen wird. Die Arbeit von 10 Klicks täglich bleibt die gleiche, egal wie viele Credit Packs man hält.
  • Das Klicken auf Werbungen dient als Zeitvertreib, um die Teilnehmer bei Laune zu halten und den Mythos der zahlenden Werbekunden aufrecht zu erhalten. Die Werbungen stammen anscheinend von den Mitgliedern selbst, die mit den Credit Packs auch das Recht auf eigene Anzeigen (und meist nutzlose Klicks) erhalten.
  • Credit Packs werden erst ausbezahlt, wenn sie 60$ erwirtschaftet haben. Die Laufzeit ist variabel und hängt von der Höhe der täglichen Gutschrift, derzeit etwa 60 Cent, ab. Dabei handelt es sich, anders als angegeben, offensichtlich nicht um Werbeerlöse, sondern großteils um Anteile an den neu erworbenen Credit Packs, die vermutlich die Haupteinnahmequelle von My Advertising Pays sind.

Übersicht

Die folgenden Seiten dienen der Aufklärung und als Forum zum Schneeballsystem „My Advertising Pays“:

Kommentarseiten:
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Multi-Level-Marketing

Diese Art des Vertriebs hat oft nur ein Ziel: durch ununterbrochenes Rekrutieren neuer Verkäufer überteuerte Produkte zu vertreiben. Auch wenn Network-Marketing eine legale Vertriebsform darstellt, lässt sie sich von einem Schneeballsystem nicht immer eindeutig abgrenzen, wenn das Werben neuer Mitglieder im Vordergrund steht. Geworben wird durch Mundpropaganda unter Ausnutzung freundschaftlicher Kontakte und mittels Guerilla-Marketing in Internetforen. Die Verdienstmöglichkeiten werden überzogen dargestellt, nur selten werden die in Aussicht gestellten Beträge erreicht. Der Großteil steigt ohne das große Geld wieder aus, manche sogar mit finanziellem Verlust.

Bei den vertriebenen Produkten handelt es sich oft um Nahrungsergänzungsmittel und andere Produkte, denen eine positive gesundheitliche Wirkung zugeschrieben wird. Viele gelten als weitgehend wirkungslos und sind reine Geschäftemacherei. Für die Vermarktung dieser Produkte werden persönliche Vertrauensverhältnisse missbraucht, da sie sich über normale Vertriebswege nicht verkaufen ließen.

Vor den Praktiken der MLM-Unternehmen wird regelmäßig gewarnt. Ich möchte hier meine Erfahrung mit Akteuren, die in meiner Umgebung aktiv sind, weitergeben.

Vemma: Ein neuer Energydrink mit zugesetzten Vitaminen soll die Gesundheit verbessern und die Verkäufer reich machen. Von den Vitaminen lässt sich jedoch kein gesundheitlicher Nutzen erwarten. Es werden oft gezielt Jugendliche angesprochen, die für dieses Geschäft noch zu jung sind.

OVB: Finanzdienstleistungen werden zu schlechten Konditionen angeboten. Als Berater werden auch gerne Schulabbrecher angeworben, die schon während ihrer Ausbildung mit Auszeichnungen überhäuft werden und Freunde mitbringen sollen. Verwandte des angehenden Beraters sollen als Kunden gewonnen werden, schließlich wollen sie ihm ja helfen. Wird die Ausbildung abgebrochen, muss diese teuer bezahlt werden.

Forever Living: Vertrieben werden Nahrungsergänzungmittel und Körperpflegeprodukte. Trotz ihrer unbelegten Wirksamkeit sind Aloe-Vera-Produkte ein lukratives Geschäft. Manchmal werden Produkte mit bewusster Falschinformation vertrieben.

LR Health & Beauty: Gesundheits- und Schönheitsprodukte werden mit überzogenen Behauptungen verkauft. Diät- und Nahrungsergänzungsprodukte werden ohne nachgewiesene Wirksamkeit zu unangemessen hohen Preisen zu vertrieben. So wird etwa „Cistus Incanus“-Tee von BeraterInnen gerne als „Grippetee“ angespriesen, der im Winter vorbeugend gegen Grippeviren wirken soll.

Organo Gold: Dabei handelt es sich um Kaffee, dem ein Heilpilz aus der TCM zugesetzt ist. Es wird mit positiven gesundheitlichen Wirkungen geworben, der Nutzen ist aber unklar. Verkäufer müssen Pakete im Voraus kaufen. Die Gewinnung neuer Mitglieder scheint wichtiger als der Produktverkauf.

Amway: Mit Gütern des täglichen Gebrauchs von Amway soll man sparen können, wird beim ersten Kundenkontakt im Freundeskreis versprochen. Es gibt Körperpflegeprodukte und Reinigungsmittel, die zwar konzentriert, aber dafür auch teurer sind. Verkäufern bieten sie kein lukratives Einkommen, da ist die breite Produktpalette an Nahrungsergänzungsmitteln schon einträglicher. Mit unwahren Behauptungen werden die Pillen und Pulver angepriesen: Böden seien heutzutage ausgelaugt, eine Versorgung mit lebenswichtigen Vitaminen über die Ernährung nicht zu schaffen. Auch fragwürdige Trinkwasserfilter und Pfannensets zum Preis von über 1000 Euro werden angeboten, die man in Anzeigenportalen bereits um einen Bruchteil bekommt. Bevor die Verkäufer überhaupt mit dem Produktverkauf starten, investieren sie in (Motivations-)Seminare und Werbematerialien.

Weiterlesen:

Cistus Incanus: zweifelhafte Wirkung

LR Health & Beauty Systems ist ein großes Network-Marketing-Unternehmen im Bereich Gesundheits- und Schönheitsprodukte. Wie viele solcher Strukturvertriebe steht auch LR in der Kritik, Diät- und Nahrungsergänzungsprodukte ohne nachgewiesene Wirksamkeit zu unangemessen hohen Preisen zu vertreiben. So werden etwa „Cistus Incanus“-Produkte als Kapseln, Tee oder Spray verkauft und eine unbelegte antivirale Wirkung zugeschrieben. Der Tee dieser „graubehaarten Zistrose“ wird von Beraterinnen gerne als „Grippetee“ angespriesen, der im Winter vorbeugend gegen Grippeviren wirken soll.

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Der Begriff „Schulmedizin“

Es herrscht Begriffsverwirrung rund um die Medizin. Zur Abgrenzung von der (alternativen | traditionellen | komplementären) Medizin wird für die (konventionelle | akademische | wissenschaftliche) Medizin gerne der Begriff „Schulmedizin“ verwendet. Ganz unabhängig davon, welche Begriffe wir verwenden: es gibt Medizin, die wirkt, und Medizin, die nicht wirkt.

Das Wort Schule ist an sich ein neutraler Begriff, der sich von den medzinischen Ausbildungsstätten ableitet. Die Bedeutung von „Schulmedizin“ wurde aber immer mehr negativ besetzt. Homöopathen verwendeten den Begriff gezielt, um die damaligen Therapiekonzepte abzuwerten. Auch im Deutschland des Nationalsozialismus sprach man von der „verjudeten Schulmedizin“ und propagierte die Neue Deutsche Heilkunde.

Dass die im 19. Jahrhundert an Hochschulen gelehrten Therapien mit Aderlass, Brech- und Abführmittel mehr schadeten als nutzten, ist tatsächlich belegt. Eine wirkungslose Therapie bzw. reine Flüssigkeitszufuhr stand damals natürlich besser da als eine, die den Patienten schadet, wie in Beweisaufnahme Homöopathie beschrieben wurde. Doch mittlerweile hat sich viel getan.

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Sekten-Brotaufstrich

Auf den Aufstrichen der Marke iBi von „Lebe Gesund“ prangt das Logo der „Güter Neu-Jerusalem“. Was hat es damit auf sich?

iBi-Brotaufstrich. Quelle: http://www.lebegesund.de

Dahinter steckt tatsächlich eine umstrittene Glaubensgemeinschaft namens „Universelles Leben“, wie die Wiener Zeitung berichtet:

Die Anhänger von Universelles Leben glauben an die Offenbarung, dass das Weltende bevorsteht und gründeten sogenannte Christus-Betriebe, die sich teils auf ökologische Landwirtschaft spezialisiert haben und mit denen die Überlebenden gerettet werden sollen.

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