Es mutet wie Selbstironie an: Die katholische Kirche warnt vor der Ausbeutung der Gutgläubigkeit und verurteilt alternative Heilmethoden als Magie. Die Anrufung höherer Mächte sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Das Bistum Augsburg verweist etwa auf wissenschaftliche Studien, die der Akupunktur nur eine Placebowirkung zuschreiben, und führt abzulehnende Methoden der Alternativmedizin an:
In dem Dokument des Päpstlichen Rates für die Kultur und des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, „Jesus Christus – Bringer des Wassers des Lebens“ zum Thema New Age v. 03.02.2003, wird ein Vorbehalt gegenüber Akupunktur, Biofeedback, Chiropraxie, Kinesiologie, Homöopathie, Irisdiagnose, Ergonomie, Feldenkraismethode, Reflexzonenmassage, Rolfing, Polaritätsmassage, therapeutisches Berühren, Visualisation, Ernährungstherapien, Heilung durch Kristalle, Reinkarnationstherapie usw. ausgesprochen (Nr. 2.2.3), da sie zum esoterischen Hintergrund von New Age gehören.
Eine homöopathische Behandlung sei für überzeugte Christen nicht empfehlenswert. Statistische Daten würden gegen die Wirksamkeit der Homöopathie sprechen, sodass es sich offensichtlich um Betrug handle. Der christliche Gegner der Homöopathie, Eckart Haase meint:
Heilung gibt es entweder durch die Gabe realer Wirkstoffe oder durch übernatürliche göttliche Heilung. Die Homöopathie verspricht ebenso eine übernatürliche Heilung. Sie steht daher in direkter Konkurrenz zum christlichen Glauben. Es geht hier in der Tat um eine Entscheidung: Wem vertraue ich? (…) Die Homöopathie ist mit dem christlichen Glauben daher absolut unvereinbar.
Er gesteht, dass sowohl die Homöopathie als auch die Religion auf unhinterfragten Glaubensannahmen beruhen. Ein christlicher Heilpraktiker bewertet eine lange Liste an Naturheilverfahren aus biblischer Sicht. Er findet oftmals esoterisches Gedankengut und rät von Hokuspokus, in welchem er eine Masche des Teufels sieht, ab. Er erklärt auch, warum solche Methoden zu wirken scheinen: Die Zeit arbeite für den Therapeuten, über den Wohlfühleffekt komme es zu einer momentanen Verbesserung, und auch Suggestion und der Placeboeffekt seien nicht zu unterschätzen.
Doch längst nicht alle Christen sind so vernünftig und lehnen die Homöopathie ab. Der Bund katholischer Ärzte widerspricht und sieht darin eine hilfreiche, seriöse Therapie. Dr. Gero Winkelmann wendet Homöopathie zur Behandlung von Homosexualität und Pädophilie an und empfiehlt sie auch Geistlichen, die sexuellen Missbrauch betreiben!! Auch eine Vergewaltigung könne damit behandelt werden. (Die Entstehung menschlichen Lebens dürfe nicht verhindert werden, da Gott der Schöpfer dieses Kindes sei.)
Florian Freistetter und Cornelius Courts haben sich mit dem absurden Vorhaben katholischer Ärzte, Homosexualität homöopathisch zu behandeln, bereits ausführlich befasst. Florian fordert:
Warum können sich die Kirchen nicht aus dem Sexleben der Menschen raus halten? Warum können sie sich nicht überhaupt aus dem Leben der Menschen raus halten die mit ihrer Religion nichts am Hut haben? Religion ist Privatsache – lasst den Rest der Welt damit zufrieden.