Monat: April 2015

Ähnlichkeiten zwischen Scientology und Amway

Ich habe mir die Scientology-Doku „Going Clear: Scientology and the Prison of Belief“ angesehen. Bisher hatte ich mich noch nicht sehr mit den Praktiken dieser Gruppierung beschäftigt, doch ein persönliches Erlebnis hat mein Interesse geweckt. Nachdem ein Freund beim MLM-Unternehmen Amway eingestiegen ist, habe ich mich zu diesem Thema intensiv informiert, und immer wieder von scientology-ähnlichen Praktiken gelesen, die Amway vorgeworfen werden. Parallelen zwischen den beiden Organisationen möchte ich in diesem Beitrag herausarbeiten.

  • Beide basieren auf einem totalitären Kult und verehren ihre Gründer. Sie versprechen ein glückliches Leben und geschäftlichen Erfolg, wenn man nur die Vorgaben der Organisation befolgt. Auch wenn sich Scientology zwecks Steuerbefreiung als Kirche darstellt, geht es dennoch um’s Geschäft. Ein Religionscharakter wird von Fachleuten verneint, da Scientology bewusst als eine Religion konstruiert wurde.
  • Beide gerieren sich als Weltverbesserer. Bei Scientology soll man durch die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu geistiger Freiheit gelangen und so zur Weltelite aufsteigen. Amway will durch ihr „faires“ Geschäftsmodell nicht nur den Mitgliedern zu Reichtum verhelfen, sondern auch die Welt zu einem besseren Ort machen.
  • Scientology verkauft Auditings und Kurse als „Brücke zur totalen Freiheit“. Je höher die erreichte Stufe ist, umso mehr Geld wird einem aus den Taschen gezogen. Statt Freiheit erwartet einen die Sklaverei. Auch bei Amway dreht sich das eigentliche Geschäft weniger um Produkte sondern um teure Schulungen und Unterlagen, die den Mitarbeitern aufgedrängt werden, da man nur mit ihnen zum Erfolg gelangt. Man findet viele solcher Tools auf eBay, die von Aussteigern verscherbelt werden.
  • Publikationen vom Scientology-Gründer L. Ron Hubbard werden als heilige Schriften verehrt. Auch bei Amway gibt es einen Kult um Motivationsbücher und CDs von führenden Persönlichkeiten, die ihre Geheimnisse preisgeben und einen so zum Erfolg führen sollen.
  • Sind die Menschen erfolgreich, haben sie das alles Scientology bzw. Amway zu verdanken. Sind sie es nicht, sind sie selber schuld, weil sie nicht hart genug gearbeitet haben, nicht an die Sache geglaubt haben, zu wenig Kurse besucht haben oder negative Gedanken gehabt haben – wird ihnen eingeredet.
  • Bei pompösen Veranstaltungen wird der Erfolg der eigenen Organisation und das Glück der Mitglieder zur Schau gestellt. Führende Persönlichkeiten oder Promis erwecken den Eindruck eines luxuriösen Lebensstils und umfassenden Lebensglücks. Die eigenen Mitglieder jubeln euphorisch, immer wieder gibt es tosenden Applaus. Für jede erreichte Stufe werden Mitglieder auf der Bühne vor den anderen geehrt. In der Hoffnung auf Anerkennung werden sie motiviert, Kurse zu besuchen und Umsatz zu generieren. Bei wöchentlichen Treffen werden die Mitglieder auf die gemeinsame Sache eingeschworen. Dabei ist immer lächeln angesagt, negative Gedanken sind verboten.
  • Beide Organisationen sind streng hierarchisch organisiert und werden durch Missionierungsarbeit am Leben erhalten. Dabei werden auch Freunde und Familienmitglieder angesprochen. Man glaubt daran, den angeworbenen Mitgliedern etwas Gutes zu tun. In der Hoffnung auf den eigenen Erfolg arbeiten die Mitglieder um einen Gotteslohn für die Organisation und sorgen so für einen steten Nachschub an neuen Mitgliedern, die wiederum anwerben. Dabei werden Menschen oft in einer wirtschaftlich oder sozial schwierigen Lebensphase angesprochen, da sie in dieser Situation eine besonders leichte Beute darstellen. Später werden die Manipulierten selbst zu Manipulierern.
  • Beschönigende Sprache findet man als Elemente in beiden Organisationen. Scientology spricht zum Beispiel bei seinen Strafbestimmungen für unfolgsame Mitglieder von „Ethics“. Amway nennt das Anwerben neuer Mitglieder als „sponsern“, obwohl das neu „gesponserte“ Mitglied bezahlt und frisches Geld in das System pumpt! Der Sponsor „hilft“ nur mit seiner Erfahrung.
  • Beide nehmen massiv Einfluss aufs Privatleben der Mitglieder. Diese sollen sich nur mit Freunden innerhalb der Organisation abgeben, um schädliche Einflüsse von Außen fernzuhalten. Zu Kritikern („Suppressive Persons“) soll man den Kontakt abbrechen, auch wenn es sich um Familienmitglieder handelt, und sich ganz dem Glauben an den eigenen Erfolg widmen. Amway ist bedacht, Mitglieder immer als Pärchen aufzunehmen, um auf weniger Widerstand zu stoßen. Ist ein Partner skeptisch, wird dem aktiven Mitglied auch schon mal eine Trennung nahegelegt, denn einen Partner findet man wieder, so eine Geschäftschance nur einmal!
  • Nach einem Austritt stehen ehemalige Mitglieder oft vor dem finanziellen und sozialen Ruin. Frühere Freunde hat man durch Missionierungsversuche verärgert, „Freunde“ aus der Organisation sind angewiesen den Kontakt abzubrechen bzw. nicht interessiert, da man fürs Geschäft nutzlos geworden ist.
  • Scientology und Amway geben aus Marketinggründen Engagement für „die gute Sache“ vor und bewerben dies. Amway setzt sich etwa für Umweltschutz ein führt Spendenaktionen durch.
  • Und zu guter letzt: Sowohl Scientology als auch Amway stehen aufgrund ihrer Geschäftspraktiken immer wieder in der öffentlichen Kritik und müssen sich des öfteren vor Gerichten verantworten.

Weiterlesen: Quixtar Cult Intervention

Mit Gesundheitstextilien blöd aus der Wäsche schauen

Textilien aus einer speziellen Faser versprechen gesundheitsfördernde Wirkungen, Steigerung des Wohlbefindens und verbesserte sportliche Leistung. Ich habe mir angesehen, wie solche Produkte funktionieren sollen und ob sie halten, was sie versprechen.

Erster Eindruck

Ich bin mit solchen Produkten über Paljari, eine italienische Multi-Level-Marketing-Firma, in Kontakt gekommen. Typisch für solche Vertriebsformen ist der überteuerte Verkauf von umstrittenen Produkten, die sich ohne die persönliche Überredung nur schwer verkaufen ließen. Dieser Strukturvertrieb bietet neben Gesundheitstextilien auch Nahrungsergänzungsmittel in Form von Vitalpilzen an. Aus der Paljari-Hochglanzbroschüre lächelt ein italienischer Doktor der Alternativmedizin, und es wird die Heilung einer Vielzahl an unterschiedlichen Erkrankungen versprochen. Das alles macht auf den ersten Blick mal keinen seriösen Eindruck.

Gesundheitsversprechen

Auf der Website der Firma Paljari findet man einen Werbetext, der sich in derselben Form auch auf den Seiten von selbstständigen Verkäufern findet. Dort wird erklärt, dass die sogenannte Nexus-Faser in den 1980er-Jahren von einem japanischen Forscher für die Weltraumforschung entwickelt wurde. Später sei ihre gesundheitsfördernde Wirkung erkannt worden, für die spezielle Infrarotwellen verantwortlich sein sollen:

  • Stärkung der Immunabwehr
  • erhöhte Sauerstoffzufuhr
  • entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung
  • bakterienhemmende Wirkung
  • Tiefenwärme erhöht den Stoffwechsel

Auch eine Palette reich an Anwendungsgebieten wird angegeben:

  • Rückenschmerzen, Ischias und Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Muskel- und Gelenksschmerzen und zur Schmerzlinderung
  • zum Entschlacken und Entgiften, begleitend zu Fastenkuren
  • zum Aufwärmen vor dem Sport und zum Regenieren nach dem Sport
  • zum Wohlfühlen und Entspannen
  • Arthritis, Rheuma und Gicht
  • Grippe, Erkältung und chronische Bronchitis
  • Darmbeschwerden
  • Ekzeme, Akne und Neurodermitis
  • Herz- und Gefäßerkrankungen
  • Hals-, Nasen- und Ohrenbeschwerden
  • Durchblutungsstörungen und schwaches Immunsystem
  • Zur Vorbereitung therapeutischer Maßnahmen wie zum Beispiel Massagen

Angeblicher Wirkmechanismus

Erklärt wird das alles durch spezielle Infrarotwellen im Wellenlängenbereich von 4-14 Mikrometer (Bio-Infrarot, Ferninfrarot, FIR, far infrared radiation, biogenetic rays). Die Nexus-Faser strahle kontinuierlich natürliches Infrarot ab, das in Resonanz zu Wassermolekülen trete, behauptet ein Anbieter.

Als Ferninfrarot-Therapie werden in der Alternativmedizin Wärmebehandlungen mit pseudowissenschaftlicher Argumentation beworben. Es handelt sich um eine herkömmliche Wärmebehandlung mit Wärmestrahlern. Von einer Tiefenwärme kann man nicht sprechen – Wärmestrahlung im genannten Wellenlängenbereich tritt weniger als 1 Millimeter in die Haut ein.

Doch woher stammt überhaupt die Energie für diese Strahlung? Die Nexus-Faser wird zwar als „Nexus Energy Source“ bezeichnet, aber um ein Perpetuum Mobile wird es sich wohl nicht handeln. Die Kleidung muss nicht vorgewärmt werden, und die Umgebungstemperatur ist üblicherweise niedriger als die Körpertemperatur. Eine plausible Erklärung wäre, dass die Energie von der Wärmestrahlung der Person stammt, die die Kleidung trägt.

Beispiel Rettungsdecke

Eine Rettungsdecke wird in der Ersten Hilfe verwendet, um Patienten vor Unterkühlung zu schützen. Diese besteht aus einer wasserdichten PET-Folie und einer reflektierenden Aluminiumschicht. Der Erhalt der Körperwärme beruht nicht auf Isolierung, sondern basiert auf Minderung des Wärmetransports durch

  • Reflexion der Wärmestrahlung
  • luftdichtes Abschließen (reduziert den Wärmeverlust durch Wind und Aufsteigen warmer Luft durch Konvektion)
  • Wasserdampfsperre (reduziert Wärmeverlust durch Verdunstung)

Bei hohen Außentemperaturen kann man damit auch eine Person vor Überhitzung schützen, indem man die Sonnenstrahlung abschirmt. (Der Unterschied zwischen der silberfarbenen und goldfarbenen Seite ist dabei übrigens vernachlässigbar.) Für eine Reflexion der Wärmestrahlung eignen sich besonders metallische, hochglanzpolierte, glatte Oberflächen.

Wärmende Kleidung

Kleidung wärmt uns normalerweise durch Isolierung. Luftige Kleidung, aber auch Federn und Haare speichern viel Luft, die als Isolierung dient. Für den Outdoor-Bereich gibt es aber auch Funktionskleidung, die nach dem Prinzip der Rettungsdecke funktioniert und eine dünne Aluminiumfolie eingearbeitet hat. Vor kurzem konnte ein Forscherteam zeigen, dass Kleidungsstoffe mit Nanodrähten Körperwärme effizient speichern können. Hier reflektiert ein dichtes Netzwerk aus Silbernanofasern die Körperwärme. (Dank der Leitfähigkeit könnte man sogar eine Stromquelle anschließen und so das Kleidungsstück aufheizen.) Ist das auch bei Nexus der Fall?

Aufbau des Nexus-Gewebes

Das Nexus-Gewebe besteht aus reiner Baumwolle, in das lediglich ultrafeine Partikel der Metalle Platin, Titan und Aluminium eingearbeitet wurden. Das Gewebe ist sehr porös und mit einem dichten Nanonetzwerk auf keinen Fall vergleichbar. Effekte durch Reflexion, Luft- und Dampfsperre fallen beim dargestellten Aufbau wohl sehr bescheiden aus. Beruht die angebliche Wirkung doch nur auf Wärmeerhalt durch simple Isolierung, wie bei normaler Kleidung?

Wissenschaftliche Studien

Der Hersteller wirbt auf seiner Website nicht nur mit Testimonials sondern auch mit Studien zu den Anwendungen in Sport und Medizin, der Sicherheit sowie zur antibakteriellen Eigenschaft, geizt aber mit genaueren Informationen zum Versuchsaufbau. Dass man mit schlechtem Studiendesign und geringen Probandenzahlen leicht zum gewünschten Ergebnis kommt, ist nichts Neues. Die medizinischen Studien werden sogar als „preliminary studies“, also Vorstudien ausgewiesen. Ein Vorher-Nachher-Vergleich der Körpertemperatur (keine Kleidung vs. Nexus-Kleidung) zeigt eindrucksvoll, dass Kleidung wärmt.

Wärmerückführung bei Wund(er)pflastern

Auf Medizin-transparent.at, einem Projekt von Cochrane Österreich, wird in einem aktuellen Artikel die Evidenz zu speziellen Pflastern untersucht, die mit einer langen Liste an Versprechungen und Erfahrungsberichten beworben werden. Behauptet wird, ähnlich wie bei den hier behandelten Gesundheitstextilien, dass das Element Germanium für eine besondere Art der Rückführung der Wärme an den Körper sorgt. Das Team von Cochrane Österreich konnte für den Nutzen des am Pflaster aufgebrachten Halbmetalls Germanium keine stichhaltigen Belege finden und kommt zum Schluss:

Dass es am Pflaster Wärme an den Körper zurück gibt und damit die Durchblutung verbessert, ist ebenfalls nur eine Behauptung. Zwar zeigt der Hersteller Vorher/Nachher-Bilder mit einer Wärmekamera, doch ohne eine genaue Dokumentation und Kontrolle durch Außenstehende ist das völlig wertlos.

Wasserbelebung

Anscheinend werden hier banale Kleidungsstücke mit pseudowissenschaftlicher Argumentation und übertriebenen gesundheitlichen Versprechen vermarktet. Die Hersteller gehen sogar noch weiter und behaupten, dass man mit Nexus Wasser beleben kann! Unter einer eigenen Marke wird ein Flaschenbezug angeboten, der belebend wirken soll. Dabei wird auf den Biologen Roger Coghill verwiesen, der von Ben Goldacre bereits als Pseudowissenschafter überführt wurde.

Ähnliches Produkt: Celliant

Ein ähnliches Produkt wird unter dem Namen Celliant oder Holofiber vertrieben. Dieses besteht aus PET-Fasern mit optisch aktiven Partikeln, die mit vom Körper ausgesendeten Infrarot interagieren. Das Gewebe wird bei uns in Form von Matratzen und Bettzeug verkauft und soll dem Körper im Schlaf Energie zurückgeben. Als Energiespender sollen unter anderem Naturmineralien wie Titan, Silizium und Aluminium fungieren. Auch diese Produkte sollen ihre Wirkung durch Reflexion von Infrarotstrahlung des Körpers entfalten. So direkt wird das natürlich nicht gesagt, sondern mit wissenschaftlich klingenden Ausdrücken ausgeschmückt und umschrieben (thermoreaktive Mineralien, ein vom Stoffwechsel angetriebener Hybridmotor, eine effektive erneuerbare Energiequelle). Auch Vorgänge im Körper, die einfach nur mit Wärme zu tun haben, werden mit dem Produkt in Verbindung gebracht. Es wird einem die eigene Körperwärmestrahlung verkauft! In Österreich sind Celliant-Produkte bei Partys der Firma RudH erhältlich, die auch ein Gerät zur wirkungslosen Magnetfeldtherapie im Programm hat.

Celliant/Holofiber wurde bereits im Skeptics Dictionary Newsletter als „Scam of the minute“ gewürdigt, nämlich für die Behauptung:

Holofiber® material modifies the spectrum of visible and invisible light, interacting with certain wavelengths, and altering them into energy. When Holofiber® is worn as clothing, or placed near a person (in a bed sheet or pillowcase) it transmits the altered energy to the body. This energy sent to the body by Holofiber® helps the body’s cells to be better oxygenated. Good for diabetics and people with skin problems.

Auch ein Artikel in der New York Times beschäftigt sich mit der Holofiber-Technologie und meint, dass es fast zu gut klingt, um wahr zu sein. Man wundert sich, warum Kleidung, die gut für Sportler und Diabetes-Patienten sein sollen, solche Ladenhüter bleiben, obwohl sie seit Jahren am Markt sind. Ein Grund könnte der hohe Preis sein, weshalb höchstens Hersteller im hochpreisigen Segment Holofiber in ihre Produkte einbauen würden. Beim Marketing weiß man nicht so recht, ob man es in erster Linie an Sportler oder Diabetes-Patienten vermarkten soll. Die American Diabetes Association, der oft vielversprechende Produkte vorgestellt werden, ist nicht überzeugt und auch der Autor einer medizinischen Pilotstudie gibt zu, dass er nicht weiß, wie das Produkt wirken soll. Sportler wären zwar leichter zu überzeugen, doch der Weg vom Sportmarkt in den medizinischen Markt ist schwieriger als andersrum. Der Erfinder bleibt dennoch optimistisch: Auch er wollte anfangs nicht glauben, dass mit einer Akupunkturbehandlung an der Hand sein Augenleiden geheilt werden konnte. Aber schlussendlich sei Akupunktur heute akzeptiert – und er ist überzeugt, dass es bei Holofiber auch so sein wird.

Ein weiteres Produkt namens FIR-TEX wirbt mit demselben pseudowissenschaftlichen Bullshit.

Beutelschneider auf der Gesundheitsmesse

Derzeit findet die Frühling Vital Messe in Wr. Neustadt statt, eine Messe für Ernährung, Gesundheit und Bewegung mit den Spezialthemen „outdoor & GenussReich“. Neben kulinarischen Angeboten, Kochvorführungen, Fitness, Wellness und Körperpflege gibt es auch zahlreiche alternativmedizinische Angebote. Ich habe mit meinem skeptischen Auge einen Blick auf die Veranstaltung geworfen, die ja auf den ersten Blick ganz seriös daherkommt.

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Auf dem Gesundheitsmarkt tummeln sich ja viele Anbieter pseudowissenschaftlicher Produkte und Methoden, daher wundert mich deren Präsenz auf dieser Messe auch gar nicht. In einer kleineren Halle gibt es Vorträge zu den Themen

  • Wie Engel zu uns sprechen – Heilung von Körper Geist und Seele in einer neuen Zeit
  • Haben Sie schon einmal gelebt? – Rückführungen in frühere Leben
  • Handlesen leicht und verständlich erklärt

Gut, diese Halle ist mit „Esoterik“ ausgeschildert. Da weiß man gleich, woran man ist. Doch anscheinend war die Esoterik-Halle zu klein, denn auch das restliche Programm in der Haupthalle ist mit einer breiten Palette an pseudowissenschaftlichen Angeboten durchdrungen, sodass die Messehalle einem „Psiram-Lexikon zum Anfassen“ gleicht. Unter dem Label der Gesundheit werden viele esoterische Produkte und Methoden vertrieben, ohne dass die gesundheitsbewusste Kundschaft ahnt, wie weit diese von einer wirksamen medizinischen Therapie entfernt sind. Begleiten Sie mich auf meinem Streifzug durch die bunte Welt der Beutelschneiderei!

Alternative Heilmethoden

Energetiker sind auf der Messe stark vertreten, es gibt sogar „Humanenergetik für Mensch und Tier“. Energiearbeit bieten auch Schamanen mit ihren Kraftzeremonien und Heilritualen. Mit der unwissenschaftlichen Irisdiagnostik wollen Heilpraktiker Erkrankungen des menschlichen Körpers am Auge ablesen. Cranio-Sakral-Therapie, Kinesiologie sowie Quantenheilung dürfen ebenfalls nicht fehlen. Auch mit Bachblüten werden einem die Selbstheilungskräfte aktiviert.

In einem Vortrag zum Thema Rückenschmerz bietet ein Sakralenergetiker seine Dienste an. Heilungssuchende bekommen eine Kristallbett-Session verschrieben. Dabei werden sieben Kristallspitzen auf die Hauptchakren ausgerichtet und mit Farblicht bestrahlt.

Natürlich ist auch die Traditionelle Chinesische Medizin mit ihrer Meridianlehre ein Thema. Auf diesem widerlegten Konzept basieren auch angebotene Praktiken wie Quigong, Akupunktur oder das Body Talk System.

Nahrungsergänzungsmittel

Zahlreiche Firmen mit der umstrittenen Vertriebsform Multi-Level-Marketing sind mit einem Stand vertreten. Eine Vemma-Geschäftspartnerin präsentiert in einem Vortrag ihre Produkte als „Zell- und Gehirnnahrung“. Energydrinks mit zugesetzten Vitaminen sollen die Gesundheit verbessern und die Verkäufer reich machen. Herbalife vertreibt überteuerte Nahrungsergänzungsmittel. Auch Aloe-Vera-Produkte werden über MLM vertrieben. Weiters gibt es Heilpilze, Aronia-Beeren und viele weitere pflanzliche Arzneien wie Ginseng ohne entsprechende Wirksamkeitsbelege.

Ernährungsberatung

Auf dem Gebiet der Ernährungsberatung tummeln sich leider auch unseriöse Anbieter, die uns Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufschwatzen wollen. Ein angebotener Test entpuppt sich als Farce: Bei einer Austestung mittels Bioresonanz können höchstens Zufallstreffer erzielt werden.

Wasseraufbereitung

Wasservitalisierer betonen die Wichtigkeit von „zellgängigem“ Wasser und wollen unser Trinkwasser in gesundes Wasser verwandeln. Angeboten wird basisches Wasser gegen Übersäuerung sowie belebtes Aktiv-Wasser – rechtsdrehend, versteht sich.

Schmuck

Gegen zahlreiche Leiden werden Magnetschmuck und Heilsteine angeboten, die die Gesundheit positiv beeinflussen sollen. Auch Pflaster in Form von Wellness-Patches (etwa für Schlankheit) oder Detox-Patches für Entgiftung versprechen Unglaubliches.

Eine Produktneuheit ist der Schnarchring. Ein Ring stimuliert in der Nacht Akupressur-Punkte am kleinen Finger. Von dort verlaufen nämlich Meridiane direkt in die Nase und sorgen so für ungestörten Schlaf. Die Wissenschaft erkennt das zwar nicht an, aber zufriedene Testimonials wissen es ohnehin besser.

Mein Fazit

Die Gesundheitsmesse „Frühling Vital“ steht einer „richtigen“ Esoterikmesse, etwa der Lebenskraft-Messe in Zürich, von der die Schweizer Skeptiker ausführlich berichten, um nichts nach.