Mein Weg zu den Skeptikern

Heute möchte ich meine private Geschichte erzählen, wie ich zur Skeptikerbewegung gefunden habe und wieso ich mich heute für Wissenschaft und kritisches Denken einsetze.

Diagnose: Krebs

Die Krebsdiagnose meiner Mutter läutete für unsere Familie eine schwere Zeit ein. Ihre Erkrankung kam für uns alle aus heiterem Himmel. Sie konnte sich nicht erklären, wieso es gerade sie traf, schließlich ernährte sie sich gesund und lebte im Einklang mit der Natur. Als erster Übeltäter wurde die Mikrowelle ausgemacht: Wie konnte sie nur so blöd sein und darin Speisen aufwärmen, wo doch jeder weiß, wie schädlich das ist? Der Mikrowellenherd wurde aus der Küche verbannt.

Bald schon stellten sich ihre Freundinnen mit persönlichen Briefen und gut gemeinten Geschenken zur Aufmunterung ein. Auf diesem Weg gesellten sich ins Bücherregal Werke wie Krankheit als Weg von Rüdiger Dahlke, Natürlich heilen mit Apfelessig sowie Krebszellen mögen keine Himbeeren. Neben dem Lexikon der Heilsteine, dem Bachblüten-Ratgeber und dem Mond-Buch Vom richtigen Zeitpunkt standen sie dort in guter Gesellschaft. Aus dem Dahlke-Buch las meine Mutter irgendwie heraus, dass ich in meiner Kindheit wohl zu schlimm war und sie zu viel geärgert hätte.

Es wurde viel unternommen, damit es ihr besser ging. Kirchenbesuche der gesamten Familie wurden verstärkt, eine Pilgerreise nach Lourdes geplant und aus jedem Winkel der Wohnung lachte fortan ein Schutzengel. Sie erhielt die Telefonnummer eines Wunderheilers, der einer Bekannten bei einer schweren Depression geholfen hatte. Ein Termin war schnell ausgemacht und bald traten meine Eltern die weite Reise an, die meiner Mutter viel Hoffnung geben sollte. Sie berichtete von wohltuenden Ritualen mit Marienbildern und Weihrauch. Der Wunderheiler machte Erdstrahlen als Ursache für die Erkrankung aus und verkaufte ihr einen Fetzen Plastikfolie, den sie sich unter die Matratze legen sollte, um wieder gesund zu werden. Damit, so stellte er ihr in Aussicht, könnte sie sich auch eine Operation und die Behandlung mit „Gift“ ersparen.

Ein Wünschelrutengeher wurde bestellt und fand tatsächlich eine Wasserader unter dem Bett meiner Mutter. Der Herr war im Hauptberuf Elektriker und bot auch an, mit einem Stromfreischalter den Elektrosmog abzuschirmen. Bereits vor Jahren hatte ein anderer Wünschelrutengeher die Wohnung untersucht, aber nur im Kinderzimmer etwas gefunden. Der war aber viel günstiger und sicher nicht so ein Profi, relativierten meine Eltern sofort das widersprüchliche Ergebnis.

Meine Mutter hat zwar gezögert, sich aber schließlich für eine Operation entschieden. Sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst als Angestellte im Krankenhaus arbeitete. Als Patientin „vom Haus“ kannte sie ihre behandelnden Ärzte und alle Kollegen kümmerten sich rührend um sie. Ich habe mich oft gefragt: Wie wäre die Entscheidung wohl ausgefallen, wäre meine Mutter nicht so gut im Krankenhausbetrieb integriert gewesen? Nach der Operation folgte noch eine Chemotherapie, die von einer Mistelbehandlung begleitet wurde.

Wachsende Skepsis

Mit der Krankheit meiner Mutter ist in mir die Skepsis gegenüber dieser scheinbaren Normalität gewachsen. Ich habe begonnen im Internet nachzuforschen und konnte im Nachhinein vieles als Aberglauben entlarven, doch bei einem Themengebiet tat ich mir besonders schwer. Bei der Alternativmedizin wie etwa der Homöopathie traf ich sowohl auf viele Befürworter als auch auf Gegenstimmen, die irgendwie alle vernünftige Argumente hatten. Erstaunliche Erfolge auf der einen Seite und hämische, besserwisserische Kommentare auf der Seite der Kritiker machten mich unsicher. Die vielen zufriedenen Anwender können sich ja nicht irren, und die Wissenschaft weiß doch auch nicht alles. Und wie könnte ich studierten Ärzten mit umfassender beruflicher Erfahrung die Expertise absprechen? Also beließ ich es fürs Erste bei einem „Unentschieden“, ich mochte ja schließlich nicht als Ignorant dastehen. Das Thema ließ mich dennoch nicht in Ruhe, immer wieder las ich Stellungnahmen dafür und dagegen, und war am Ende nicht schlauer. Die Frage, ob an Alternativmedizin nun etwas dran ist, konnte ich für mich nicht endgültig entscheiden.

Ein Studium später

Heute weiß ich vieles besser, was sicherlich auch meinen fundierten Kenntnissen in wissenschaftlichem Arbeiten geschuldet ist. Ich weiß nun, wie Wissenschaft funktioniert, und kann damit auch die Nuss namens Alternativmedizin knacken. Durch die Erkrankung meiner Mutter habe ich erlebt, wie sehr Aberglaube und Misstrauen gegenüber der Wissenschaft in der Bevölkerung verankert sind und welchen Schaden das anrichten kann. Daher freut es mich, dass ich mit der Skeptiker-Bewegung Gleichgesinnte gefunden habe, die die Begeisterung für Wissenschaft teilen und sich ebenfalls für die Verbreitung von kritischem Denken einsetzen. Im deutschsprachigen Raum haben sich viele Skeptiker zum Verein GWUP zusammengeschlossen und leisten hervorragende Aufklärungsarbeit.

Wir Skeptiker wirken leider manchmal wie Besserwisser, wenn wir unsere Mitmenschen aufklären möchten. Aber es ist nun mal das Wesen der Wissenschaft, nicht mit Charisma sondern mit Fakten und methodischem Vorgehen zu überzeugen. Ich habe Skeptiker als durchwegs sympathische Menschen mit dem Ziel, sich für die Aufklärung der Bevölkerung einzusetzen, kennengelernt.

Alternatives Ende

Dieses Plädoyer für kritisches Denken wollte ich eigentlich mit einem Happy End abschließen. Ich wollte euch mit Freude erzählen, dass meine Mutter heute als geheilt gilt. Doch noch bevor ich diesen Artikel veröffentlichen konnte, hat uns die Realität eingeholt. Der Krebs ist nach 7 Jahren vielleicht wieder da. Und mit ihm die Sorge und Angst vor dem, was nun erneut auf meine Mutter zukommen könnte. Die Prozedur, die sie schon einmal durchmachen musste, kennt sie ja jetzt schon. Mit aufmunternden Worten alleine ist es schwierig, ihr Hoffnung zu schenken. Besser als gut zureden wirkt noch immer ihr Glaube. Mittlerweile hat ihr eine Nachbarin einen Spagyrik-Ratgeber vorbeigebracht und sie ist guter Dinge, dass ihr das helfen wird. Einschlafprobleme sind zumindest schon mal besser geworden.

Soll ich nun froh sein, dass sie an etwas glauben kann und Zuversicht gefunden hat, oder soll ich sie aufklären, dass diese Mittelchen ja „nur“ Placebos sind? Soll ich sie vor magischem Denken beschützen, oder beruhigt sein, dass es ihr besser geht? Soll ich alles daran setzen, ihr diesen Aberglauben zu nehmen, oder erst eingreifen, wenn richtige Therapien vernachlässigt werden? Soll ich ihr etwas ausreden, auch wenn es ihr Hoffnung gibt? Ich denke, ich bringe es nicht übers Herz. So schnell kann’s gehen und man wird vom besserwisserischen Aufklärer zum mitleidenen Angehörigen.

Alternativmedizin ist ein zweischneidiges Schwert. Sie kann gefährlich sein, wenn nicht nur der Patient, sondern auch der Behandler daran glaubt. Sie kann anstrengend sein, wenn Leute mit ihren absurden Vorstellungen einem das Leben schwer machen. Aber sie schafft es immer wieder, die Menschen an Wunder glauben zu lassen. Deshalb werden wir sie wohl auch nicht so schnell los. In schwachen Momenten kann es schon mal vorkommen, dass sich die Aufklärung hinten anstellen muss.

10 Kommentare

  1. Nach Deinem Bericht kann ich schon gut verstehen, daß man sich viele Gedanken macht über die „Schulmedizin“ gegenüber der „Alternativmedizin“. Ich denke, beide haben ihre Berechtigung. Schwerwiegende Krankheiten wie Krebs sollte man sicherlich schulmedizinisch behandeln wobei ich mir vorstellen kann, daß Alternativmedizin als Ergänzung sicherlich in manchen Fällen helfen kann. Aber ich denke, bei harmlosen Krankheiten wie einer Erkältung muß man nicht gleich mit „Kanonen auf Spatzen“ schießen. Ich glaube, es ist sehr schwer für die Angehörigen, wenn in der Familie so eine schwerwiegende Krankheit auftaucht und ich wünsche Deiner Mutter von Herzen alles Gute und daß der Krebs erneut besiegt werden kann. Ich weiß aber auch, daß sich Menschen in solchen Situationen an jeden Strohhalm klammern. Wir hatten selbst Krebsfälle in der Familie und daher weiß ich, wie man sich da fühlt. Meine Meinung ist halt nur, daß man ohne weiteres auf Naturheilmittel zurückgreifen kann und es für sich testen kann wenn es um Harmloses wie Erkältung und so weiter geht. Tatsache ist einfach, daß meinem Mann und mir Cistus unheimlich geholfen hat – die Pflanze ist übrigens schon seit vor Christi Geburt bekannt, nur dann durch das Aufkommen der Pharmaindustrie in Vergessenheit geraten – wie so vieles, was unsere Vorfahren noch wußten und nutzten. Und unabhängig davon ob ich nun Partnerin einer Firma bin, die Cistus vertreibt – ich hätte meine Erfahrungen auch so geschrieben und ich nutze einfach die Möglichkeit, meine Produkte günstiger zu bestellen – das ist doch durchaus legitim, oder? So, das war jetzt mal etwas ausführlicher und ich hoffe, Du kannst jetzt meinen Standpunkt auch verstehen.

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    1. Liebe Angelika!

      Cistus Incanus: zweifelhafte Wirkung

      Zuerst bestreitest du vehement, dass du Cistus-Produkte mit Krebs als Anwendungsgebiet bewirbst. Nachdem ich auf deine Seite verlinkt habe, sagst du nun, Krebs sollte man doch schulmedizinisch behandeln, lässt dich dann aber wieder über die „Pharmaindustrie“ aus, die angeblich am Verschwinden von wirksamen Naturheilmitteln schuld sei.

      Jetzt stellst du die Behauptung auf, du seist ja gar nicht voreingenommen, sondern nur deshalb LR-Partnerin, um günstiger für den Eigenbedarf bestellen zu können. Anderswo gibst du hingegen an, dass du selbstständige LR-Vertriebspartnerin bist! Du veranstaltest Verkaufparties, bietest Produktpräsentationen an und hast einen Online-Shop.

      Kann man dir eigentlich noch irgendetwas glauben??

      Übrigens: Es gibt derzeit nichts Wirksames gegen Erkältungen, da die Viren sehr wandlungsfähig sind. Die schulmedizinische Behandlung lautet: Abwarten und Tee trinken. Das ist für dich eine übertriebene Therapie? Deine Waren, die du uns aufdrängst, sind nicht sanfter oder besser, sondern einfach nur teurer.

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      1. Sorry, aber von welcher Seite sprichst Du denn? Bitte gebe mir mal den Link an, denn ich weiß nicht, worauf Du Dich beziehst. Ich veranstalte keine Verkaufsparties, biete keine Produktpräsentationen an, lediglich einen Online-Shop habe ich. Seltsam nur, daß Cistus bei mir und meinem Mann wirkt, oder nicht??? Also bitte, von welcher Seite hast Du Deine Informationen über mich??

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          1. Ach so, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Danke für den Tipp. Habe die Seite gleich gelöscht weil sie sowieso nicht mehr aktuell ist. Aber wo, bitte schön, war das was davon gestanden, daß Cistus bei Krebs hilft? Ich habe nichts gesehen. Ich beende hiermit die Diskussion, ist mir einfach jetzt zu blöd. Ich finde, jeder sollte seine Meinung haben und auch haben dürfen !!!

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          2. Liebe Angelika,
            es ist dir also zu blöd, dass hier deine Lügen aufgedeckt werden? Zur Erinnerung: Auf deine Seite, wo du von Krebs und Herz-/Kreislauferkrankungen als Anwendungsgebiete für deine Cistus-Produkte schreibst, habe ich schon bei deinen Kommentaren unter dem eigentlichen Artikel zu Cistus Incanus verlinkt. Jetzt kommentierst du einfach unter einem anderen Artikel und tust du so, als ob nie etwas gewesen wäre? Willst du die Leser für dumm verkaufen? Diese Stelle meine ich:

            „Anwendungsgebiete:
            Virus-/ Bakterieninfektionen
            Pilzerkrankungen
            Krebs
            Herz-/Kreislauferkrankungen
            HNO-Erkrankungen
            Entgiftung
            freie Radikale (=Zellgifte)“

            Ich finde es abstoßend, dass du die missliche Lage von schwerkranken Patienten ausnutzt, um ihnen deine Waren unzudrehen. Und da wunderst du dich noch, wenn LR-Verkäuferinnen so ein schlechtes Image haben?

            Klar, seine Verkaufsseiten kann man schon mal vergessen, schließlich warst du schon seit über zwei Monaten nicht mehr eingeloggt. Willst du jetzt alle deine Seiten löschen und dann wieder zurückkommen um uns zu erklären, dass du doch nur deine objektive Meinung als zufriedene Kundin kundtust, ganz unvoreingenommen und frei von finanziellen Interessen? Und was für eine Frechheit es ist, wenn deine Geschichten angezweifelt werden? Dafür verbreitest du hier aber schon ziemlich penetrant deine Werbung.

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          3. Weißt Du was, laß mich einfach in Ruhe. Du nervst, denn nicht ich bin penetrant – penetrant bist Du und nur mal so zur Info, ich bin nicht die einzige hier, die Cistus gut findet. Wenn ich wüßte, wie ich da wieder rauskomme, ich würde es sofort machen, denn wie Du die Leute hier angehst, die eine andere Meinung als Du haben, das ist schon unverschämt. Übrigens, ich würde mir mal überlegen, was ich hier schreibe und wie ich die anderen Leute – teilweise sehr persönlich und teilweise „unter der Gürtellinie“ angehe. Ob Du es glaubst oder nicht – Deine Meinung ist mir so egal wie Dir meine – ich bin mit Cistus zufrieden und anscheinend stehe ich ja nicht alleine und wo ich mir dieses Produkt kaufe kann Dir völlig egal sein. Das ist jetzt meine letzte Äußerung in der Hinsicht. Ich diskutiere mit Dir nicht mehr weiter !!! Mach‘ halt die anderen schlecht, die Cistus auch gut finden. Ich lasse mich von Dir nicht weiter beschimpfen. Das habe ich nicht nötig. Ich bitte darum, keine Kommentare mehr abzugeben über mich. Ich will hier niemanden „über den Tisch ziehen“ und ich habe meine Einstellung deutlich kundgetan. Alles andere von Dir interessiert mich nicht mehr. Viel Spaß beim Nerven der anderen Teilnehmer hier. Ich habe mit Dir abgeschlossen!!!

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          4. Jetzt kündigst du schon seit ein paar Kommentaren an, dass du nicht mehr diskutieren würdest, doch du kommst immer wieder und forderst, ich soll dich in Ruhe lassen? Sorry, dass ich dich nerve, wenn ich meine Kritik mit verlinkten Fakten belege, die man nicht wegdiskutieren kann. Anstatt dazu Stellung zu nehmen, beschwerst du dich nur, leugnest und weichst aus. Dass die große Mehrheit der Cistus-Verkäufer Cistus gut findet, ändert auch nichts daran. Du willst uns hier weiterhin eine neutrale, zufriedene Kundin vortäuschen, die unvereingenommen ihren Senf dazugibt, obwohl ich die Fakten klar auf den Tisch gelegt habe (über den du uns ziehen willst). Und mich nennst du unverschämt?

            „Wenn ich wüßte, wie ich da wieder rauskomme“
            Gib doch einfach zu, dass du uns hier etwas vorschwindelst, und entschuldige dich für deine Methoden!

            Ich mache hier nicht jeden schlecht, der Cistus gut findet. Sondern ich kritisiere Leute, die Cistus öffentlich gut finden, weil sie Cistus verkaufen wollen. Es geht hier nicht darum, dass du eine andere Meinung hast, sondern dass deine Meinung durch dein Produktangebot bestimmt wird. Dafür dass dir meine Meinung so egal ist, hast du dich ja schon ordentlich beschwert 😉

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          5. Ach Angi, jetzt spiel doch nicht gleich die beleidigte Leberwurst. Nimm meine Worte nicht zu persönlich, sie gelten ja nicht nur dir. Du hast meine Antworten stellvertretend für viele andere LR-Verkäuferinnen entgegengenommen, die hier immer wieder mal anonym aufkreuzen und die Werbetrommel rühren. Wenn du hier herkommst und austeilst, musst du auch einstecken können. Besonders wenn du mit Krebs für deine Produkte wirbst, muss du damit rechnen, dass mir das gegen den Strich geht und ich emotional reagiere – meine persönliche Hintergrundgeschichte kennst du ja.
            Schon klar, jeder muss irgendwie sein Geld verdienen, aber wenn du in einer Branche arbeitest, die davon lebt, dass man den Leuten mit übertriebenen Gesundheitsversprechen seine Waren aufschwatzt, muss es dir auch recht sein, wenn sich die Konsumenten auch mal dagegen wehren.

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  2. Weltklasse 🙂 auch wenn ich persönlich von den Cistus Produkten überzeugt bin – traumhaft recherchiert und überführt und stehts freundlich geblieben – auch wenn der eine oder andere verbale Schuss vor den Bug vielleicht nicht zwingend hätte sein müssen – ich habe mit sehr großem Spaß und Interesse bis zu dieser Stelle gelesen – ganz in diesem Sinne – ein Dank an den Autor und Blogger!

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