Krank durch Handymasten?

In einem Beitrag in der Sendung heute österreich vom 11.02.2015 (eine Woche lang in der ORF-TVthek abrufbar) wird wieder das Thema Elektrosmog durch Handymasten aufgewärmt. In der Ankündigung heißt es:

Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Unruhe. Darüber klagen manche Menschen, die in der Nähe von Handymasten leben. Das Forum Mobilkommunikation, das von den Mobilfunkbetreibern bezahlt wird, war diesmal in Kärnten unterwegs. Die Messtechniker wollten wieder einmal beweisen, dass die Strahlung ungefährlich sei und nur Angst gemacht werde. Doch Umweltmediziner legen neue Gegenbeweise vor.

Foto: Bernhard Friesacher / pixelio.de

Foto: Bernhard Friesacher / pixelio.de

Ein Vertreter des Forums Mobilkommunikation wird im Beitrag sofort als unglaubwürdig abgestempelt („von den Mobilfunkbetreibern bezahlt“). Die Meinung des mobilfunkkritischen Mediziners Dr. Dieter Michael Schmidt wird hingegen nicht hinterfragt. Dieser präsentiert DNA-Schäden und Zellveränderungen als Tatsachen und spricht von Hirntumoren als Folge der Handystrahlung:

Was wir genau wissen sind: Veränderungen des Zellkerns, der DNA-Struktur, Veränderung der Zellwand, Radikalbildungen, Störungen im Zellwandhaushalt – des wiss‘ ma genau. Die Zellkernstrukturen, das ist noch – Erythrozytenrollenbildung –  ist noch nicht 100-prozentig bewiesen.

Neueste Studien würden beweisen, dass Tumore in der Nähe von Handymasten deutlich häufiger auftreten.

Vor allem Gehirntumore, und davon ist das bösartigste das Glioblastom, das ist relativ gefürchtet, das Akustikusneurinom, und das Astrozytom seltener – aber die sind relativ häufig vergesellschaftet damit.

Die gezeigte Abbildung deutet darauf hin, dass damit die REFLEX-Studie gemeint ist. Leider hat Dr. Schmidt vergessen zu erwähnen, dass diese Studie aufgrund von Datenmanipulationen zurückgezogen wurde.

Hätte man einen kompetenten Wissenschafter gefragt, hätte dieser erklären können, dass Dr. Schmidt hier die vermeintliche Gefahr übertrieben darstellt und Cherry picking betreibt. Seine Stellungnahme gibt keinen umfassenden Überblick über sämtliche Studien, sondern basiert auf mangelhaften Studien, die seinen Standpunkt unterstützen.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz informiert zum Thema Mobilfunk. Ein Zusammenhang zwischen Elektrosmog und Gesundheitsschäden, etwa Krebserkrankungen, konnte bisher nicht gefunden werden und gilt als sehr unwahrscheinlich. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht doch krank werden kann – allerdings nicht durch die elektromagnetischen Felder selbst, sondern durch die Angst davor. Und mit dieser Angstmache lässt sich auch prima Geld verdienen.

Es konnte gezeigt werden, dass Menschen, die von sich behaupten elektrosensibel zu sein, tatsächlich Schmerzen verspüren – selbst wenn gar keine Strahlungsquelle existiert. Durch ihre negative Erwartungshaltung leiden diese Menschen, unabhängig davon, ob es dafür ein elektromagentisches Feld als Ursache gibt. Der Physiker & Wissenschaftsjournalist Florian Aigner meint:

Wenn nicht die Strahlung selbst die Ursache ist, sondern vielmehr die Angst vor der Strahlung, dann muss man nicht Sendeanlagen abschalten, sondern die Angst bekämpfen. Vielleicht kann ein bisschen wissenschaftliche Bildung dabei helfen. Wenn man mal verstanden hat, dass eine Sache ungefährlich ist, dann wird man sich davor auch nicht mehr fürchten.

Der ORF hingegen zeigt mit seinem unwissenschaftlichen Beitrag, dass nicht nur Handymasten, sondern auch Fernsehtürme krank machen können, wenn sie benutzt werden, um Panik zu verbreiten.

2 Kommentare

  1. Ich glaube, das hat mein Vorkommentator nur nicht zu Ende formuliert. Es soll wohl heißen (unter Berücksichtigung der üblichen Ignoranz von Groß- und Kleinschreibung: „Man sollte euch anzeigen in allen großen und weitverbreiteten Medien schalten und die kosten dafür schenken!“
    Weiter so, Aufklärung und gesunde Skepsis tun allweil not!

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